Mit der DS PH200M erhebt Certina eine ihrer frühen Taucheruhren an die Oberfläche. Nicht nur das Design ist authentisch, sondern auch die Konstruktion. In diesem Bericht aus dem WatchTime-Archiv werfen wir einen ausführlichen Blick auf sie.
Ein schwarzes Zifferblatt mit rotem Fadenkreuz und Doppel-C-Logo, weiße Leuchtanzeigen und eine breite schwarze Lünette mit durchgehender Minutenunterteilung: So sah die Taucheruhr DS PH200M von Certina 1967 aus und so sieht die neue Version heute aus. Das gewölbte Glas ist nach wie vor aus Acryl, was den Retro-Look der Uhr noch unterstreicht. Lediglich der rote Sekundenzeiger stimmt nicht mit dem des alten Modells überein, setzt aber einen ansprechenden und kontrastreichen Farbakzent, der mit dem sich kreuzenden roten Fadenkreuz auf dem Zifferblatt harmoniert.
Historische Technik
Die Ähnlichkeiten der DS PH200M mit ihrer Vorgängerin setzen sich nicht nur im Design, sondern auch im Inneren fort. Wie bei der Originalkonstruktion wird das Uhrwerk von einem dicken Gummiring getragen, der es gegen Stöße abfedert. Wie bei der Version aus den 60er Jahren lässt Certina einen schmalen Spalt zwischen dem Gehäuse und dem mit dem Uhrwerk verbundenen Zifferblatt, um den leichten Bewegungen des elastischen Kautschukrings Raum zu geben. Seit 1959 ist das elastisch aufgehängte Uhrwerk zusammen mit dem Incabloc-Stoßsicherungssystem Teil des DS-Konzepts (Double Safety) von Certina, daher auch die beiden Buchstaben, die für die umfangreiche DS-Kollektion der Marke stehen. Ein besonders dickes Acrylglas und ein verstärkter Schraubboden mit Vollgewinde sind zwei Elemente des Designs, die die Sicherheit des ursprünglichen Modells erhöhen und in der modernen DS PH200M, unserer Testuhr, wieder auftauchen.
Heutzutage sind die Uhrwerke so robust und die Gehäuse von so hoher Qualität, dass sie die historischen DS-Prinzipien überflüssig machen. Moderne Saphirgläser zum Beispiel sind so bruchsicher, dass sie Acrylgläser bei deutlich geringerer Materialstärke leicht übertreffen können. Doch Designüberlegungen und der Wunsch nach Authentizität haben Certina dazu bewogen, bei der neuen stilvollen Taucheruhr ein Acrylglas zu verwenden, dessen starke Wölbung und große Materialstärke zwei unbestreitbare Pluspunkte sind. Zudem kostet ein Acrylglas weniger als ein Saphirglas. Diese Kostenersparnis und andere Faktoren, wie die Synergien innerhalb der Swatch Group, ermöglichen es Certina, die DS PH200M zu einem Preis von nur 780 Dollar anzubieten. Als Gegenleistung für diesen niedrigen Preis muss der Besitzer in Kauf nehmen, dass die Skala der einseitig drehbaren Taucherlünette aus Aluminium und nicht aus kratzfester Keramik gefertigt ist. Das leichte Metall ist jedoch eine Verbesserung gegenüber der Lünette des Originalmodells, die einen kalibrierten Einsatz aus relativ sprödem Bakelit-Kunststoff hatte.
Mechanischer Mehrwert
Trotz des niedrigen Preises ist die lange Gangreserve der neuen Uhr ein Merkmal, das die Leistung anderer Uhren in dieser Preisklasse übertrifft. Der zur Swatch Group gehörende Uhrwerkhersteller ETA liefert das Kaliber Powermatic 80.111, das nach vollständigem Aufzug 80 Stunden weiterläuft. Damit ist sichergestellt, dass diese Automatikuhr auch dann weiterläuft, wenn sie ein ganzes Wochenende lang unbewegt und ungetragen liegen bleibt.
Diese Leistungssteigerung gegenüber dem Basiskaliber, dem bekannten ETA 2824 mit 38 Stunden Gangreserve, erreichte ETA vor einigen Jahren, indem sie die Frequenz der Unruh um 25 Prozent auf 21.600 Halbschwingungen pro Stunde reduzierte und den Schaft des Federhauses schlanker gestaltete, so dass im Inneren des Federhauses Platz für eine längere Zugfeder frei wurde. Als weitere Verbesserung verzichtete ETA auf den Rückerzeiger mit Stellschraube und installierte eine frei schwingende Unruh mit zwei variablen Gewichten. Diese Lösung ist eleganter und zeugt von größerer technischer Raffinesse.
Die äußere Verarbeitung der DS PH200M ist ebenso überzeugend wie ihr mechanisches Innenleben. Das Gehäuse ist fein säuberlich poliert und satiniert. Das gravierte Schildkröten-Emblem, typisch für die DS-Modelle, wirkt auf dem massiven, massiven Gehäuseboden dreidimensional. Das samtige Kalbslederarmband endet in einer sauber polierten Dornschließe, die nicht einfach nur in Form gebogen, sondern gefräst ist.
Wer die Uhr beim Sport oder beim Tauchen tragen möchte, kann das Lederarmband vorübergehend gegen ein Textilarmband mit schwarzen und blauen Streifen austauschen, das im Lieferumfang enthalten ist. Dank der Federstege mit integrierten Schiebern ist zum Wechseln der Armbänder kein Werkzeug erforderlich. Das Textilband hat lederumrandete Löcher und eine aufwendig gestaltete großformatige Schließe mit gefrästem Zapfen.
Wo wir gerade beim Thema Tauchen sind: Die Buchstaben “PH” im Namen dieses Modells stehen für pression hydrostatique (französisch für “Wasserdruck”). Die Druckbeständigkeit des Gehäuses bis zu einer Tiefe von 200 Metern erfüllt problemlos die Anforderungen von Sporttauchern und bietet gleichzeitig eine Sicherheitsreserve von mehreren Metern Druckbeständigkeit. Die im Dunkeln leuchtende Super-LumiNova mit ihrem charakteristischen grünen Farbton auf den Zeigern, den Indexen und dem Punkt auf der Lünette leuchtet hell und lang anhaltend. Die Ablesbarkeit ist auch tagsüber gut, es sei denn, das Sonnenlicht scheint direkt durch das stark gewölbte Acrylglas und reflektiert grell auf dem glänzend lackierten Zifferblatt und den polierten Zeigern.
Licht und Schatten
Die Lünette der DS PH200M lässt sich mit bloßen Händen recht leicht drehen, aber mit Taucherhandschuhen kann es schwierig werden, sie zu drehen. Die Krone ist an sich gut zu greifen, aber die Finger bleiben gerne an der überstehenden, extra breiten Lünette hängen. Glücklicherweise sind diese relativ kleinen Bedienungsmängel die einzigen Details, die zu bemängeln sind. Auch die Ganggenauigkeit gibt keinen Anlass zur Beanstandung: Der durchschnittliche Tagesgewinn ist gering (+4,2 Sekunden) und der Unterschied zwischen den einzelnen Positionen beträgt akzeptable 9 Sekunden. Noch genauer lief unsere Testuhr am Handgelenk, wo wir Tagesabweichungen zwischen 0 und 2 Sekunden gemessen haben. Die vom Hersteller angegebene Gangreserve von 80 Stunden hat unser Kandidat mit Bravour bestätigt. Sie lief sogar ganze 91,5 Stunden, bevor ihre Zeiger endgültig stehen blieben.
Zusammen mit dem hohen Tragekomfort, der noch besser wird, wenn die Uhr am geschmeidigen Lederband getragen wird, ergibt dies eine gelungene Retro-Uhr mit guten Eigenschaften für den Alltag. Und dank des günstigen Preises sind Fans von Sport- und Taucheruhren gut beraten, zuzugreifen, was Certina aus den Tiefen der uhrmacherischen Vergangenheit ans Tageslicht befördert hat.
MERKMALE:
Hersteller: Certina SA, Mattenstrasse 149, 2503 Biel, Schweiz
Referenznummer: C036.407.16.050.00
Funktionen: Stunden, Minuten, Sekunden, Datum
Uhrwerk: Automatikaufzug ETA Powermatic 80.111, 21.600 U/min, 23 Lagersteine, Sekundenstopp, Schnellrückstellung der Datumsanzeige, Feinregulierung über zwei Gewichte an der Unruh, Kif-Stoßsicherung, 80 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 25,6 mm, Höhe = 4,6 mm
Gehäuse: Edelstahl, Lünette nur in eine Richtung drehbar und mit kalibrierter Aluminiumskala versehen, gewölbtes Acrylglas mit Antireflex- und Kratzschutzbeschichtung, Vollgewinde-Schraubboden aus Edelstahl, wasserdicht bis 200 Meter
Armband und Schließe: Kalbslederband mit Dornschließe aus Edelstahl, zusätzliches Textilband
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Zifferblatt aufwärts +4
Zifferblatt abwärts +2
Krone aufwärts +8
Krone unten +4
Krone links +8
Krone rechts -1
Größte Abweichung 9
Durchschnittliche Abweichung +4,2
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 328°
Hängende Positionen 265°
Abmessungen: Durchmesser = 42,8 mm, Höhe = 13,2 mm, Gewicht = 89 Gramm
Preis: 780 $
PUNKTE:
Riemen und Schließe (max. 10 Punkte): Die Riemen aus Kalbsleder und Textil sind gut verarbeitet, ebenso die Schliessen mit gefrästen Zapfen. Stabile Federstege mit Schiebern ermöglichen es dem Besitzer, die Riemen ohne Werkzeug zu wechseln. 8
Bedienung (5): Die Lünette ist nur mäßig griffig und stört beim Öffnen und Schließen der verschraubten Krone, die ansonsten leicht zu bedienen ist. 3
Gehäuse (10): Das Edelstahlgehäuse ist sauber poliert und satiniert und ist bis 200 Meter wasserdicht. Das Acrylglas und die Aluminiumlünette sind nicht ideal, tragen aber dazu bei, dass diese Uhr erschwinglich bleibt. 7
Design (15): Certina hat eine interessante Taucheruhr aus dem Jahr 1967 wiederbelebt, aber die neue Version hat eine etwas breitere Lünette, die nicht jedem gefallen wird. 12
Ablesbarkeit (5): Das Zifferblatt ist im Allgemeinen bei Tag und Nacht gut ablesbar, aber das stark gewölbte Glas und die glänzenden Anzeigen können das Licht grell reflektieren, wenn es in einem ungünstigen Winkel einfällt. 4
Tragekomfort (10): Das Lederarmband ist sogar noch bequemer als das Textilarmband, aber ein paar zusätzliche Löcher für schlankere Handgelenke wären eine willkommene Ergänzung gewesen. 9
Uhrwerk (20): Das Automatikkaliber ETA Powermatic 80.111 bietet eine doppelt so hohe Gangautonomie wie die bekannten ETA-Standardwerke und verfügt zudem über ein eleganteres Feinregulierungssystem. 13
Bewertungsergebnisse (10): Die durchschnittliche Gangabweichung war gering (4,2 Sekunden), und der maximale Unterschied zwischen den verschiedenen Positionen blieb in akzeptablen Grenzen (9 Sekunden). 7
Wert (15): Ungeachtet des Acrylglases und der Aluminiumlünette ist der Preis von 780 $ immer noch sehr niedrig. 14